Wer vor zehn Jahren sein Portemonnaie verloren hat, stand auf einmal haareraufend da. Bargeld, Kreditkarten und Ausweise waren futsch und nicht alles davon konnte so einfach ersetzt werden. Heute geht Geld auf andere Art und Weise verloren. Kaum jemand hat noch Bargeld in der Tasche, aber wir kaufen alles mögliche online.
Und wer mal seine Kreditkartendaten auf einer unseriösen Seite eingegeben hat, weiß was für ein Schmerz entsteht, wenn das alles plötzlich nicht mehr sicher ist. Es fühlt sich an, als ginge die eigene Identität verloren.
Und alle Konten zu sperren, neue Karten zu beantragen und sie auf den üblichen Seiten, auf denen man einkauft, wieder einzugeben, ist ein zeitfressender Aufwand, den man sich gerne ersparen will. Und trotzdem wurden in den letzten Jahren jeweils etwa 25.000 Fälle von digitalem Identitätsdiebstahl bei der Polizei gemeldet und jede dritte Person in Deutschland wurde schon mindestens einmal Opfer eines Phishing-Versuchs.
Unsere digitale Identität ist Gold wert
Was früher das Portemonnaie war, ist heute die digitale Identität. Zu ihr gehören zum Beispiel die Kontodaten, mit denen wir uns in den sozialen Medien anmelden, aber auch die Passwörter zu unserem Online Banking. Ja, sogar E-Mail-Adressen, Kontakte und die so wichtigen und vertraulichen Kreditkartendaten gehören dazu.
Wenn ein paar dieser Daten verloren gehen, bedeutet das nicht unbedingt, dass gleich Geld verloren geht. Es kann auch heißen, dass man auf einmal keinen Zugang mehr zu seinem Instagram-Konto hat oder haufenweise Spam-E-Mails bekommt.
Und dann kaufen wir heute eben auch immer wieder online ein. Das gilt nicht nur für Klamotten und Elektronik, sondern immer mehr auch für Lebensmittel und sogar Kryptowährungen.
Gerade in diesem Bereich ist es wichtig, dass man seinen Bitcoin anonym und sicher kaufen kann, denn hier steckt schließlich echtes Geld drin. Deshalb ist es hier ganz besonders wichtig, die digitale Identität zu schützen und das Wallet immer sicher zu haben.
Gute Gewohnheiten für den Alltag
Zum Glück braucht man keine spezifische Ausbildung, um sich besser zu schützen. Es reicht oft schon, ein paar einfache Dinge in den Alltag zu integrieren. Zum Beispiel ist es hilfreich, nicht jedes Passwort gleich zu wählen oder sie gar im Browser zu speichern. Rund 58 % der deutschen Internetnutzer speichern Passwörter immer noch im Browser und das sollte sich ändern.
Wer überall das gleiche Passwort nutzt, macht es Betrügern besonders leicht. Denn sind die Daten erst einmal geknackt, haben sie plötzlich überall Zugang und die gesamte digitale Identität ist futsch. Gerade etwas super vertrauliches wie das Online Banking, das inzwischen 81 % der Deutschen nutzen, sollte ein kompliziertes eigenes Passwort haben.
Auch beim Surfen selbst ist ein wachsames Auge Gold wert. Seiten ohne das kleine Schlosssymbol in der Adresszeile, also ohne sichere Verbindung, sollte man meiden, wenn es um Zahlungsdaten geht. Studien zufolge wissen 43 % der Nutzer nicht, ob der Online-Shop, in dem sie einkaufen, eine sichere Verbindung, also HTTPS, nutzt.
Und öffentliche WLANs sind zwar praktisch, aber auch unsicher. Wer im Café mal eben etwas bestellt, sollte das lieber über sein mobiles Netz tun oder ein VPN nutzen.
Einige Helfer machen das Ganze noch einfacher. Passwort-Manager zum Beispiel speichern alle Zugangsdaten verschlüsselt und schlagen auf Wunsch auch starke Passwörter vor. So muss man sich nicht mehr alles merken, und schützt sich gleichzeitig besser.
Virtuelle Kreditkarten sind ein weiterer Trick. Sie erzeugen eine Art Einweg-Zahlungsdaten, die nur für einen Kauf gültig sind. Viele Banken bieten diese Funktion heute schon an, und sie kann besonders bei unbekannten Shops nützlich sein. Auch Dienste wie Apple Pay oder Google Pay geben die eigentlichen Kartendaten nicht weiter, was für ein zusätzliches Sicherheitsnetz sorgt.
Woran man seriöse Shops erkennt
Doch auch mit aller Technik bleibt der gesunde Menschenverstand entscheidend. Wenn ein Online-Shop auffallend günstig ist, Rechtschreibfehler enthält oder kein richtiges Impressum hat, ist Vorsicht geboten. Ein kurzer Blick auf das Unternehmen, zum Beispiel über unabhängige Bewertungsseiten, kann im Zweifel viel Ärger ersparen.
Zudem lohnt es sich, seine Zahlungsgewohnheiten regelmäßig zu überprüfen. Welche Seiten haben meine Daten gespeichert? Welche Dienste nutze ich überhaupt noch? Wer einmal im Monat aufräumt, behält den Überblick und reduziert das Risiko.
Und wenn es doch mal passiert ist? In einem solchen Fall, wenn die digitale Identität bereits komprimiert oder gar komplett gestohlen ist, zählt wirklich jede Minute. Die Karte sollte sofort gesperrt, das Konto überprüft und das betroffene Passwort geändert werden.
Die meisten Banken bieten Notfall-Hotlines, die rund um die Uhr erreichbar sind und bei denen man die Karte im Nu sperren lassen kann. Zusätzlich kann man eine Anzeige bei der Polizei erstatten, vor allem wenn der Verdacht auf Datendiebstahl besteht.
Manche setzen sogar auf Dienste, die das Internet nach den eigenen Daten absuchen und Alarm schlagen, wenn etwas davon im Umlauf ist, etwa in Datenbanken im Darknet.
Am Ende ist es wie beim Straßenverkehr. Wer mit offenen Augen unterwegs ist, wird seltener überrascht. Genauso verhält es sich online. Man sollte sich bei jedem Einkauf bewusst machen, wo man gerade ist, ob man der Seite vertraut und welche Daten man preisgibt. Und wenn man im Namen des eigenen Unternehmens unterwegs ist, ist das Ganze noch wichtiger.
Ein kurzer Moment des Nachdenkens, bevor man auf „Jetzt kaufen“ klickt, kann viel bewirken. Denn je besser man seine eigenen Gewohnheiten kennt und je aufmerksamer man im digitalen Alltag unterwegs ist, desto geringer ist das Risiko, dass Kriminelle die eigene digitale Identität ausnutzen. Und die sollte man schützen wie sein eigenes zu Hause.
Die digitale Identität ist also nichts Abstraktes. Sie ist Teil unseres Alltags, unserer Käufe, unserer Kommunikation. Und auch wenn es manchmal lästig scheint, zusätzliche Schutzmaßnahmen zu treffen, ist es letztlich einfacher, vorsichtig zu sein, als hinterher alles wieder geradezubiegen.
Ein paar Minuten mehr beim Bezahlen können also viel mehr retten als nur das eigene Bankkonto, nämlich das gute Gefühl, dass die Kontrolle bei einem selbst bleibt.