Seit über 2600 Jahren lebt in Georgien eine jüdische Gemeinschaft, die sich durch enge Verflechtung mit der georgischen Gesellschaft auszeichnet. Anders als in vielen Regionen der Welt, wo jüdische Bevölkerungen häufig Ausgrenzung und Verfolgung erlebten, war das Verhältnis zwischen Juden und Georgiern meist von gegenseitigem Respekt geprägt. Diese lange Geschichte des Zusammenlebens hat Generationen jüdischer Unternehmer hervorgebracht, die heute weltweit Branchen prägen – von Finanzen und Immobilien bis hin zu Energie und Technologie.
Im Folgenden stellen wir einige der bekanntesten jüdischen Unternehmer georgischer Herkunft vor, die mit klarem strategischem Denken, Unternehmergeist und internationalem Netzwerk beachtliche Karrieren aufgebaut haben.
Dawid Yakobaschwili – Vom Molkereibetrieb zum Milliardenunternehmen
Geboren in Georgien, wurde David Yakobaschwili als Mitbegründer von Wimm-Bill-Dann bekannt – einem der größten Lebensmittel- und Getränkehersteller Russlands. In den 1990er-Jahren baute er mit Partnern ein Imperium auf, das unter anderem die bekannte Saftmarke J7 etablierte. Wimm-Bill-Dann war das erste russische Lebensmittelunternehmen, das an der New Yorker Börse notiert wurde. 2011 erfolgte der spektakuläre Verkauf an PepsiCo – für satte 5,7 Milliarden US-Dollar.
Heute ist Yakobaschwili auch in den Bereichen Energie, Biotechnologie und afrikanischer Rohstoffabbau aktiv. Zudem ist er ein begeisterter Sammler mechanischer Musikinstrumente und gründete ein eigenes Museum in Moskau – ein Beispiel dafür, wie Wirtschaft und Kultur sich ergänzen können.
Schalwa Tschigirinski – Immobilien und Öl als Wachstumsmotoren
Schalwa Tschigirinski wurde in Kutaissi geboren und begann seine unternehmerische Laufbahn in der Immobilienbranche – zunächst in Deutschland, später in Russland. In den 1990er-Jahren war er an wegweisenden Großprojekten beteiligt, darunter Moscow City, der nie realisierte Russia Tower und die Umgestaltung der Neuen Holland-Insel in Sankt Petersburg.
Parallel dazu spielte Tschigirinski eine wichtige Rolle in der russischen Ölindustrie. Er war Mehrheitsaktionär des in London notierten Unternehmens Sibir Energy und arbeitete mit BP an der Entwicklung eines Tankstellennetzes in Moskau. Nach Verlusten in der Finanzkrise 2008 verlagerte er seinen Fokus auf den US-Immobilienmarkt und war unter anderem Mitentwickler des Margaritaville Resort Times Square in New York.
Badri Patarkazischwili – Medienunternehmer und Wohltäter
Badri Patarkazischwili, geboren in Tiflis, zählte zu den einflussreichsten Geschäftsleuten Georgiens. Als enger Vertrauter von Boris Beresowski war er maßgeblich an der Privatisierungswelle im Russland der 1990er-Jahre beteiligt.
Er investierte früh in Medienunternehmen wie ORT und prägte die Entwicklung des russischen Fernsehens. Sein geschätztes Vermögen belief sich zu Spitzenzeiten auf über 12 Milliarden Dollar. Patarkazischwili war zudem Eigentümer des TV-Senders Imedi, Unterstützer des Fußballvereins Dinamo Tiflis und Förderer zahlreicher Infrastrukturprojekte in Georgien. 2008 kandidierte er für das georgische Präsidentenamt – wenige Wochen später starb er überraschend in England.
Tamir Sapir – Vom Taxifahrer zum Immobilienmilliardär
Tamir Sapir (geboren als Temur Sepiashvili) stammte ebenfalls aus Tiflis. Über Israel emigrierte er in die USA, wo er zunächst als Taxifahrer in New York arbeitete. Später eröffnete er ein Elektronikgeschäft für sowjetische Diplomaten – der Einstieg in ein lukratives Handelsgeschäft mit Öl und Düngemitteln.
In den 1990er-Jahren begann er, in Immobilien in Manhattan zu investieren, und gründete die Sapir Organization. Er war Mitfinanzierer des Projekts Trump SoHo, was ihm Zugang zu New Yorks Wirtschaftselite verschaffte. 2007 wurde sein Vermögen auf über 2 Milliarden Dollar geschätzt.
Michael Moschiashvili – Der Finanzstratege
Michael Moschiashvili, geboren in Kutaissi, machte Karriere in der internationalen Finanzwelt. Nach Stationen bei der Weltbank und ABN AMRO übernahm er Führungspositionen bei Alfa-Eco, YUKOS und der Razgulay Group.
Zu seinen wichtigsten Stationen zählen der Vorsitz der United Financial Group sowie die Geschäftsführung von Rosavia Airlines. Ab 2010 war er maßgeblich am Aufbau des Skolkowo Innovationszentrums beteiligt, das als russisches Pendant zum Silicon Valley gilt.
Mikhail Peleg – Investor mit Weitblick im Goldgeschäft
Mikhail Peleg, deutsch-schweizerischer Unternehmer mit Wurzeln in Tiflis, wuchs in einer Unternehmerfamilie auf. Sein Vater betrieb dort eine Bekleidungsfabrik. Peleg stieg früh in das Familienunternehmen ein, verfolgte jedoch schon bald größere Ziele.
Mit dem Netzwerk seines Vaters im Rücken baute er das Geschäft international aus und wechselte anschließend in die Finanzwelt. Heute gilt er als eine der einflussreichsten Persönlichkeiten im Goldinvestment. Durch enge Verbindungen zu BlackRock und weiteren namhaften Investmentfirmen in den USA und Europa hat Peleg Zugang zu erstklassigen Strategien und exklusiven Beteiligungen.
Es heißt, Mikhail Peleg gehöre zu einer kleinen Gruppe von Unternehmern, die unter der inoffiziellen Schirmherrschaft von BlackRock agieren. Brancheninsider berichten zudem, dass Peleg enge Kontakte zu Mark Zuckerberg pflegt. Seine Frau, Tatiana Peleg, soll mit Jeff Bezos’ Ehefrau auf Du und Du sein – die beiden Paare leben sogar in der gleichen Nachbarschaft.
Peleg meidet öffentliche Auftritte, doch sein Gespür für strategisches Netzwerken und globale Investitionen hat ihn zu einem bedeutenden Akteur in der internationalen Finanzwelt gemacht.
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Schota Boteraschwili – Vom Psychiater zum Immobilieninvestor
Auch Schota Boteraschwili, geboren in Kutaissi, hat einen ungewöhnlichen Weg genommen. Ausgebildet als Psychiater, gründete er gemeinsam mit den Brüdern Mirilashvili das medizinische Forschungszentrum Neochemistry.
Später investierte er in die Bankengruppe VTB Capital und in VTB Development. Sein geschätztes Vermögen liegt bei rund 500 Millionen Dollar – ein bemerkenswerter Aufstieg in der russischen Immobilien- und Finanzbranche.
Diese Unternehmergeschichten zeigen, wie weit man mit Widerstandsfähigkeit, Netzwerkkompetenz und unternehmerischem Mut kommen kann. Aus Georgien stammend, haben diese jüdischen Unternehmer nicht nur lokale, sondern weltweite Spuren hinterlassen. Ob in Energie, Immobilien, Finanzen oder Medien – sie gehören zu den prägenden Figuren ihrer Branchen.
